Viskose

Unter Viskose versteht man künstlich hergestellte Fasern, die aus regenerierter Cellulose gewonnen werden. Das bedeutet, dass Viskose auf natürlichen Stoffen wie Holz oder Bambus basiert. Dennoch ist Viskose keine Naturfaser: Die Herstellung erfolgt in einem komplexen chemischen Prozess, dem sogenannten Viskoseverfahren. Dieses zählt zu den Nassspinnverfahren, die auf Basis von Polymerlösungen durchgeführt werden.

Viskose wird entweder als endlos langes Filamentgarn oder als Spinnfaser mit begrenzter Länge produziert. Der sehr variable Rohstoff erlaubt es, die Viskoseproduktion an die Erfordernisse des späteren Textils anzupassen. So können beispielsweise Viskosefasern entstehen, die stark gekräuselt, extrem nassfest, schwer entflammbar oder hochgradig farbfest sind. Auch Kunstfasern zur Herstellung von Mischgarnen wie einem Baumwoll-Viskose-Mix oder einem Woll-Viskose-Mix sind problemlos anzufertigen.

Früher wurde Viskose als Reyon oder Kunstseide bezeichnet. Inzwischen ist diese Art der Kennzeichnung für Textilien untersagt.

Vor- und Nachteile

Textilien aus Viskose sind pflegeleicht und verzeihen auch einmal einen falsch eingestellten Waschgang. Je nach Verarbeitung des Garns entfällt das Bügeln. Durch den hohen Tragekomfort eignet sich Viskose zur Herstellung von Alltags-Textilien, Sport- und Arbeitsbekleidung.

Auch in puncto Nachhaltigkeit weist Viskose einige Vorteile gegenüber anderen Kunstfasern auf: Viskose basiert auf Cellulose, einem nachwachsenden Rohstoff. Bei dessen Anbau verzichtet die Produzenten in der Regel auf Pestizide. Zudem wird Viskose im Gegensatz zu Polyester ohne den Einsatz von Erdöl hergestellt.

Ein Nachteil im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Kunstfaser ist allerdings das chemische Herstellungsverfahren. Dafür wird viel Energie benötigt, und erhebliche Mengen an schädlichen Chemikalien gelangen in die Umwelt. Flüssig oder als giftige Dämpfe landen sie in der Luft oder im Wasserkreislauf. Da die Produktion von Viskose vornehmlich in China, Indien und Indonesien stattfindet, ist sie gemäß der Umweltaspekte nicht so streng reglementiert, wie es in Europa der Fall wäre.

Eigenschaften

Viskose weist in trockenem Zustand eine hohe Reißfestigkeit auf. Nass reißt sie allerdings leichter als Baumwolle. Zudem nimmt Viskose verglichen mit Baumwolle deutlich mehr Feuchtigkeit wie zum Beispiel Schweiß auf, weshalb sie als besonders hygienisch gilt. Allerdings braucht sie aus diesem Grund auch lange, um zu trocknen.

Stoffe aus Viskosegarn fallen weich und fließend, wodurch ein angenehmes Tragegefühl auf der Haut gewährleistet ist. Zudem wirken sie temperaturausgleichend. In der Verarbeitung ist Viskose sehr variabel, da sich das Garn problemlos färben und bedrucken lässt.

Viskose-Arten

Es gibt inzwischen verschiedene Arten von Viskosegarnen, die im Vergleich zur herkömmlichen Viskose deutlich umweltverträglicher produziert werden können und vornehmlich in der Produktion fairer und nachhaltiger Mode Verwendung finden.

Modal

Modal wird hauptsächlich aus Buchenholz hergestellt. Viele Produzenten setzen dafür auf heimische Bäume, die in nachhaltiger Forstwirtschaft wachsen. Kleidungsstücke aus Modal sind sowohl in trockenem als auch in nassem Zustand besonders formstabil, scheuer- und reißfest.

Lyocell

Lyocell, im Handel meist als Tencel gekennzeichnet, ist die Viskosefaser, die am umweltverträglichsten gewonnen wird. Zur Lösung der Cellulose aus dem Holz setzen die Produzenten auf ein nicht toxisches Lösungsmittel, das mit Wasser gemischt wird. Anschließend folgt ein mehrstufiger Prozess, um das Garn herzustellen. Da all das in einem geschlossenen Stoffkreislauf erfolgt, gelangen keine Verunreinigungen in die Umwelt. Darüber hinaus ist Lyocell zu 100 % biologisch abbaubar.

Lyocell trägt sich angenehm weich und fließend auf der Haut und absorbiert Feuchtigkeit hervorragend. Zudem ist der Stoff knitterarm und pflegeleicht.

Bambus

Bambus gehört zu den am schnellsten nachwachsenden Rohstoffen der Erde und ist noch dazu ein Cellulose-Lieferant. Daher eignet er sich ebenfalls hervorragend für die Herstellung von nachhaltigen Viskosefasern. Die Pflanze ist von Natur aus antibakteriell, was den Einsatz von Pestiziden überflüssig macht. Deswegen und auf Grund der sehr weichen Faserstruktur findet Bambus-Viskose häufig Verwendung bei der Produktion von Socken oder Stoffwindeln für Babys. Dass Bambus-Viskose wärmeausgleichend wirkt ist ebenfalls ein Vorteil für Textilien, die an empfindlichen Körperteilen getragen werden.

Lenpur-Viskose

Lenpur-Viskose oder auch "Peace Viskose" ist die wohl nachhaltigste Kunstfaser. Um das Garn herzustellen ist es nicht nötig, Bäume zu fällen - es wird lediglich der in der Forstwirtschaft ohnehin anfallende Rückschnitt verwendet. Auch das Verfahren zur Cellulose-Gewinnung ist umweltfreundlich, da es wie bei Lyocell / Tencel ohne Chemikalien auskommt.

Qualität

Die Qualität von Viskose hängt unter anderem stark vom jeweiligen Produktionsprozess und der Art und Weise ab, wie die Faser gesponnen und nachbehandelt wird. Der "Viscose Circle of Quality" definiert verbindliche Qualitätsstandards für alle Viskose verarbeitenden Betriebe. Beispielsweise legen diese Standards fest, um wieviel Prozent ein bestimmter Garntyp schrumpfen darf, wie die Formstabilität auszusehen hat, welche Dehnbarkeit das fertige Textil aufweisen soll und wie viel Feuchtigkeit es aufnehmen muss.

Der "Viscose Circle of Qualitiy" legt zudem fest, wie robust ein Kleidungsstück eines bestimmten Viskose-Typs sein muss. Kriterien wie Dehnung, Formbeständigkeit, Scheuerfestigkeit oder Knitterresistenz sind hier ausschlaggebend.

Herstellung

Viskose wird in der Regel mittels des chemischen Viskoseverfahrens hergestellt. Je nach Art des Garns unterscheiden sich die Herstellungsverfahren mitunter stark voneinander, besonders, wenn es um nachhaltige Produktion geht. Daher wird an dieser Stelle lediglich auf das Viskoseverfahren zur Gewinnung herkömmlicher Kunstfasern auf Cellulose-Basis eingegangen.

Zunächst benötigt man eine Spinnlösung. Basis derer ist Chemiezellstoff, der aus Holz extrahiert wird. Diesen führt der Produzent einer wässrigen Natronlauge zu. Die Cellulose quillt auf und wandelt sich in Alkalicellulose, welche abgepresst und zerkleinert wird, um anschließend einen künstlichen Alterungsprozess zu durchlaufen. Durch Hinzufügen bestimmter Chemikalien entsteht schließlich eine Viskose-Lösung, beziehungsweise Spinnlösung, die mehrfach gereinigt und von Luftbläschen befreit wird. Zur Gewinnung der endgültigen Spinnlösung folgt ein Reifeprozess.

Nun geht es an das Erspinnen der Filamente: Die Spinnlösung wird durch Spinndüsen in ein Fällbad oder Spinnbad gepresst, die Filamente entstehen. Dieser Arbeitsschritt legt bereits die spätere Festigkeit und den Durchmesser des fertigen Garns fest. Sobald die Filamente das Fällbad verlassen erfolgt die Streckung, was Einfluss auf die Elastizität und Robustheit des Textils hat.
Zum Abschluss unterläuft das Filamentgarn diverse Nachbehandlungsschritte, die sich unter anderem an der gewünschten Produktqualität orientieren. Unabdingbar ist jedoch das Entfernen der im Herstellungsprozess verwendeten Schwefelsäure, da Reste der Chemikalie die Fasern während des Trocknungsprozesses zerstören würden.

Pflege und Waschbarkeit

Viskose ist ein pflegeleichtes Material und wird in der Regel bei 30° C in der Waschmaschine gewaschen. Es übersteht allerdings auch höhere Temperaturen und ist trocknergeeignet. Die meisten Viskose-Typen lassen sich zudem chemisch reinigen, bei knitterarmen Stoffen entfällt das Bügeln.